RP online Bericht ”Unparteiische fordern mehr Schutz vom DFB” vom 03.12.2019

Vor wenigen Tagen wurde ein Bericht über unser Arbeitsgruppenmitglied Thomas Engels in Rheinischen Post veröffentlicht. In diesem Bericht wird beschrieben womit Amateurschiedsrichter Woche für Woche zu kämpfen haben. Zudem wird mehr Schutz vom DFB gegenüber der Unparteiischen gefordert. 
Den ganzen Artikel können Sie unter folgendem Link nachlesen.

https://rp-online.de/sport/fussball/unparteiische-fordern-mehr-schutz-vom-dfb-die-leiden-der-schiedsrichter_aid-47554245?utm_source=facebook&utm_medium=referral&utm_campaign=share

ZDF heute Bericht ”Morddrohung gegen Schiedsrichter” vom 02.12.2019

Dieser Bericht handelt davon, dass ein Krefelder Sportrichter nachdem er einen Spieler gesperrt hatte, vom diesem Spieler massiv bedroht worden war. In diesem ZDF Bericht kommen auch unsere beiden Arbeitsgruppenmitglieder Thomas Kirches und Thomas Engels.

Das vollstände ZDF heute Video können Sie unter folgendem Link finden.

https://www.zdf.de/nachrichten/heute-in-deutschland/morddrohung-gegen-schiedsrichter-100.html#xtor=CS5-22

26.02.2018 / Bericht RP

Zehn Monate Sperre nach Karatetritt

B-Jugendspieler aus Krefeld

 

Krefeld. Ein Jugendspieler aus Krefeld darf erst im kommenden Jahr wieder Fußball spielen. Der B-Jugendspieler von ATS Krefeld hatte Marius Sauter, den Trainer des TSV Meerbusch, mit einem Tritt niedergestreckt und schwer verletzt. 

 

Von Thomas Schulze und Heiko van der Velden

Ein klares Zeichen im Kampf gegen Auswüchse im Nachwuchsfußball hat die Kreisjugend-Spruchkammer in Nettetal-Lobberich gesetzt. Die Kammer hat einen Nachwuchskicker für zehn Monate gesperrt. Der Jugendliche war beim Skandalspiel der B-Jugend-Kreisklasse zwischen Anadolu Türksport Krefeld und dem TSV Meerbusch am 4. Februar beim Stand von 3:0 ausgerastet und hatte TSV-Trainer Marius Sauter mit einem Karatetritt niedergestreckt und schwer verletzt. Er erlitt eine Schädelprellung, ein Halswirbelschleudertrauma sowie eine Zerrung in der Brust und war zwei Wochen lang krank geschrieben.

Knapp 100 Minuten dauerte die Beweisaufnahme bei der Spruchkammerverhandlung, zu der seitens des ATS Krefeld nur der mutmaßliche Täter erschienen war, obwohl die gesamte Mannschaft geladen war. Die Kammer hörte die Beteiligten, Zeugen und Vereinsverantwortliche an. Während von Seiten des TSV Meerbusch das Spiel von Anfang an als hektisch bezeichnet wurde, gab der ATS Krefeld an, dass es bis zum Spielabbruch keine Zwischenfälle gab und die Partie ruhig verlief. Auch der Schiedsrichter, der von ATS Krefeld gestellt wurde, gab an, keine Beleidigungen gehört zu haben. Bereits nach 20 Minuten folgten dann aber die ersten Provokationen und Beleidigungen. Dabei fiel mehrmals das Wort "Hurensöhne".

Abbruch in Minute 65

Zum Spielabbruch kam es dann in der 65. Spielminute. Nachdem der ATS Krefeld mit 3:0 in Führung gegangen war, kam es zum Eklat. Nachdem der Täter die Meerbuscher Spieler mit den Worten "Wir haben euch gefickt" beleidigte, forderte der TSV-Trainer den Spieler auf, "die Klappe" zu halten. Daraufhin rannte dieser vom Mittelkreis in Richtung der Trainerbank und streckte Sauter mit einem Karatesprung nieder. Er traf ihn dabei an Brustbein und Kinn.

Der Beschuldigte gab bei der Verhandlung an, seine Mutter sei von dem TSV-Trainer beleidigt worden und deshalb sei es zu dieser Kurzschlussreaktion gekommen.

Doch damit nicht genug. Trotz des Eklats wurde das Spiel zunächst fortgesetzt, obwohl die Meerbuscher Spieler, so Kapitän Kai Bories, geschockt waren. Erst als es wenige Sekunden später zu einer Rudelbildung kam, eilte Dierk Ziebell herbei.

Spieler in die Kabine geschickt

Der Abteilungsleiter des TSV, der das Spiel zuvor aus dem Vereinsheim verfolgt hatte und inzwischen nach draußen gekommen war, nahm die Mannschaft daraufhin vom Platz und schickte sie in die Kabine. Der Schutz der Spieler war aus seiner Sicht nicht mehr gegeben. Daraufhin sei Ziebell von ATS-Spieler Tonulay Göc aufs Übelste beleidigt worden. Dabei sollen folgende Worte gefallen sein: "Komm her, du Bastard. Ich haue dir auf die Fresse. Ich habe dein ganzes Dorf gefickt." Anschließend musste die Polizei zur Platzanlage am Windmühlenweg anrücken.

Gegen Tonulay Göc, der bei der Verhandlung nicht anwesend war, soll es ein gesondertes Verfahren geben. Hier gab die Spruchkammer den Hinweis, dass der Spieler durch den Einzelrichter für sechs Wochen gesperrt werde, falls sich der ATS Krefeld binnen 48 Stunden damit einverstanden erklären würde.

Doch die Kammer fällte noch weitere Entscheidungen. Beide Vereine müssen sich die Verfahrenskosten von 75 Euro teilen. ATS Krefeld muss für alle noch anstehenden Spiele eine Verbandsaufsicht bestellen und bezahlen. Zudem muss der Verein für alle Heim- und Auswärtsspiele einen offiziellen Schiedsrichter einladen.

Die Kosten hierfür trägt jeweils der Heimverein. Der TSV Meerbusch muss für den Spielabbruch 50 Euro zahlen. Außerdem wird die Partie jetzt neu angesetzt. Der TSV deutete nach der Verhandlung jedoch an, möglicherweise nicht mehr gegen ATS Krefeld antreten zu wollen.

Quelle: RP

 

30.01.2018 / Bericht WAZ

Wie zwei Referees mit Gewalt im Fußball umgehen

PRÜGEL AUF DEM PLATZ

 

BERLIN  Die Schiedsrichter bei den Amateuren haben ganz andere Sorgen als jene in der Bundesliga: Der Videobeweis, der landauf, landab diskutiert wird, ist da eher ein Luxusproblem. Im schlimmsten Fall droht den Spielleitern Gewalt. Zwei Betroffene berichten.

Simon Henninger hat das Schmerzensgeld an die Schiedsrichtervereinigung Maintaunuskreis gespendet. 1000 Euro, unter anderem für eine Gehirnerschütterung. "Als ich damals in die Kabine kam, habe ich meinem Papa gesagt: Von den Leuten lass' ich mir das Pfeifen auf keinen Fall nehmen."

Burkhard Schütz kämpft immer noch mit den Folgen seiner Handverletzung, nachdem er verprügelt wurde. Er will jetzt aufhören als Referee - nach 40 Jahren und insgesamt über 1000 Spielen: "Ich habe immer gesagt, wenn ich mal tätlich angegriffen werde, dann ist Schluss."

Der 17 Jahre alte Henninger aus dem hessischen Bad Soden und der Darmstädter Schütz, bereits 56, zählen zu jenen Schiedsrichtern, die eine bittere Erfahrung gemacht haben: Gewalt bei Fußball-Spielen, bei Jugend-Spielen. Das Duo steht vielleicht nicht exemplarisch für eine Entwicklung, aber doch zumindest für eine Wahrnehmung in den unteren Spielklassen: Dass dort nicht nur der Umgangston rauer geworden ist. Verlässliche Zahlen über körperliche Attacken gegen Unparteiische gibt es nicht.

"Der Sportplatz ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft", sagt Michael Grieben, Leiter der Schiedsrichter-Abteilung des Hessischen Fußball-Verbandes (HFV). Er betont aber auch: "Es herrscht kein Mord- und Totschlag auf den Sportplätzen."

Viele Vereine und Verbände klagen über Nachwuchssorgen bei den Spielleitern. "Das ist kein Problem speziell der Schiedsrichter, sondern der Gesellschaft", erklärt Grieben. Das Ehrenamt habe auf allen Ebenen an Zuspruch verloren - auch auf dem Rasen. Und zum Schiedsrichter-Dasein gehöre eben mehr als die 90 Minuten: Verwaltungskram, Fortbildungen, oft längere Anfahrten.

"Es werden von Jahr zu Jahr weniger", sagt Henninger über seine Kollegen an der Basis. Und: "In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden, sich auf dem Feld durchzusetzen. Von Elternseite gibt es massiven Druck, selbst auf 14-jährige Spieler. Und auch auf die Schiedsrichter."

Er wurde schon mal "von mehreren Spielern attackiert und zusammengeschlagen". Über Details möchte Henninger nicht mehr sprechen, der Fall sei Gott sei Dank juristisch abgeschlossen. Die Strafen vom Kreissportgericht wurden nicht öffentlich gemacht, da die Täter minderjährig sind.

Schütz lauerten nach einem wüsten A-Jugendspiel, bei dem erboste Zuschauer für einen Abbruch gesorgt hatten, mehrere Spieler auf, als er über einen unbeleuchteten Platz Richtung Kabine gehen wollte. "Ein Spieler, der Rot gesehen hatte, ist in Kung-Fu-Manier auf mich los. Ein Stein flog an meine rechte Hand."

Schütz ist Polizeibeamter und eigentlich nicht so leicht zu erschrecken. Der Vorfall hat ihn tief getroffen, und er fühlt sich auf dem Weg zu einer Zivilklage allein gelassen. Wegen der Knochenabsplitterungen an den Fingern musste er operiert werden. "Ich habe schon öfter schlechte Erfahrungen gemacht, mit verbalen Angriffen, aber so was ..." Der Verein der jungen Gewalttäter habe sich noch nicht einmal bei ihm entschuldigt.

In diesem Monat haben zwei erfahrene Schiedsrichter bei einem Hallenturnier in Hanau kurzerhand ihre Tasche gepackt, weil sie aufs Übelste von Zuschauern beleidigt worden waren. Der Hessische Landesssportbund veranstaltete kürzlich eine Podiumsdiskussion zum Thema "(Kein) Respekt für Schiedsrichter?"; dabei wurde unter anderem Henninger ausgezeichnet. Tenor: Den Vereinen gehen langsam die Spielleiter aus. "Die Zeiten haben sich leider geändert: Waren Schiedsrichter früher inkarnierte Respektspersonen, schlägt ihnen heute häufig Ablehnung oder gar Hass entgegen", sagt Professor Heinz Zielinski vom Landessportbund.

Schütz will es sich - trotz alledem - nochmal überlegen: "Vielleicht pfeife ich noch Alte Herren und die Kleinen bis zur C-Jugend, die kriege ich vielleicht noch gebändigt." Henninger ist als Assistent schon in der Verbandsliga angekommen und in einem Förderkader für junge Referees. "Es ist spannend, sich auf dem Platz durchzusetzen. Man muss den Fußball verstehen, Situationen antizipieren", sagt der angehende Abiturient vom Taunus-Gymnasium in Königstein.

Über 70 000 Schiedsrichter pfeifen regelmäßig unter dem Dach des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) und halten so den Spielbetrieb aufrecht. Damit das so bleibt, muss der Weltmeisterverband einiges tun. Die Entwicklung der Referees ist ein Thema des DFB-Masterplans für 2017 bis 2019 mit dem Namen "Zukunftsstrategie Amateurfußball". Der DFB ehrt mit der Aktion "Danke Schiri" zudem regelmäßig Unparteiische. Sponsor Dekra wirbt damit, dass die Unparteiischen Woche für Woche mit Neutralität, Sachverstand und einer großen Portion Leidenschaft Fair Play ins Spiel bringen - Titel der Anzeige: "Ein harter Job."

24.05.2017 / Bericht der WAZ

Gewalt hat auf dem Spielfeld nichts verloren

 

 
 

 

ESSEN.   Der DFB sollte sich stärker für die Sicherheit ihrer Schiedsrichter einsetzen. Ein Kommentar

Es passiert leider immer wieder, dass Amateurschiedsrichter bespuckt, geschlagen oder getreten werden. Der Deutsche Fußball-Bund, kurz DFB, redet das Problem klein, doch das Ausmaß der Gewalt ist erschütternd.

In den Städten Hamburg, Hannover, Berlin, Darmstadt, Stuttgart, Freiburg, Rosenheim und Wiesbaden ist es bereits passiert. Und auch in Essen ist es schon wiederholt vorgekommen.

Einer der schlimmsten Fälle widerfuhr im Mai 2013 dem Schiedsrichter Klaus Kunze. Kunze pfiff das Spiel zwischen FC Artland Quakenbrück gegen QSC 99 Quakenbrück III. Es lief die Nachspielzeit, es stand 1:0 für den FC Artland Quakenbrück. Der Schiedsrichter entschied auf Elfmeter, doch zur Ausführung konnte es nicht mehr kommen, weil ein Spieler ihn angegriffen hat. Daraufhin brach er das Spiel ab. Es war nicht mehr sicher für ihn. Zuschauer und Spieler stürmten auf Kunze zu und manche schlugen sogar auf ihn ein. Kunze erlitt Prellungen und eine Gehirnerschütterung.

In Essen gab es einen ähnlichen Vorfall. Das Kreisliga C Duell zwischen Fatihspor III und Gastgeber Atletico Essen II musste kurz vor den Abpfiff abgebrochen werden. Atletico, der Tabellenletzte, war gegen Fatihspor, den Vorletzten, mit 4:1 in Führung gegangen, kassierte aber bis kurz vor Abpfiff drei weitere Treffer zum 4:4 Ausgleich. Außerdem beleidigte ein Fatihspor-Spieler den Schiedsrichter, worauf dieser die rote Karte zeigte. Dann eskalierte die Situation. ,,Die Fatihspor-Spieler gingen wie von der Tarantel gestochen auf den Schiedsrichter los und haben ihn beleidigt, ein Spieler zog sein Trikot aus und wollte ihm an den Kragen“, schildert Taube die Ereignisse, der alles miterlebt hat. Die Spieler jagten den Unparteiischen über den ganzen Platz. Daraufhin reagierte die gegnerische Mannschaft und brachte den Schiri in Sicherheit. Manche Spieler wurden bei der Rettungsaktion geschlagen und getreten. Kurz nach dem 110-Notruf traf die Polizei mit acht Streifenwagen ein und setzte der Gewalt ein Ende.

Wir finden, dass Gewalt gegen den Schiedsrichter nichts auf dem Platz zu suchen hat. Die Spieler, die es nicht respektieren, sollten gesperrt werden. Wir spielen selbst Fußball im Verein und haben so etwas auch schon erlebt und finden, es ist eine Unart von unseren Mitspielern, dass sie so etwas getan haben.

 

 

 

19.05.2017 / Bericht der WZ

Schiedsrichter als Bastard beleidigt

Nach einem eher leichten Foul eskaliert der Streit. Mustafa El-Hoabbani greift den Spielleiter an.

Die weiße Schleife als Zeichen gegen Gewalt an Schiedsrichtern. So wird es in Brasilien praktiziert.
Die weiße Schleife als Zeichen gegen Gewalt an Schiedsrichtern. So wird es in Brasilien praktiziert.imago

Die weiße Schleife als Zeichen gegen Gewalt an Schiedsrichtern. So wird es in Brasilien praktiziert.

Krefeld. Fair ist mehr als drei Punkte – das haben sich die Clubs des Fußball-Kreises Krefeld/Kempen auf die Fahne geschrieben. In Spruchkammersitzungen wegen Gewalt gegen Schiedsrichter ziehen sie sich offenbar nicht mehr durch falsche Loyalität gegenüber anderen Vereinen auf die Positionen „Nichts gesehen“ und „Nichts gehört“ zurück. So bezog zuletzt unter anderem der SV St. Tönis klar Stellung, indem er das Verhalten des gegnerischen Trainers und des beschuldigten Spielers exakt so wie vom Schiedsrichter geschildert sah. Thomas Kirches, Mitglied der Arbeitsgruppe „Keine Gewalt gegen Schiedsrichter“ des Kreises, sagt: „Dies hilft der Spruchkammer sehr, sich ein genaues Bild von den Geschehnissen auf den Plätzen zu machen. Hier scheint ein deutliches Umdenken bei den Vereinen in der Verantwortung für einen sauberen Umgang mit den Schiedsrichtern Einzug zu halten.“

Dennoch trübt ein neuer Fall das positivere Bild. Beim Kreisliga-B-Spiel Anadolu Türkspor gegen VfB Uerdingen II verletzte sich beim Stande von 1:0 für den Gast aus Uerdingen bei einem Angriff ein Spieler von Anadolu Türkspor bei einem, aus Sicht des Schiedsrichters, regelkonformen Zweikampf. Da der Angreifer so unglücklich fiel, dass ihm die Luft wegblieb, unterbrach der Schiedsrichter das Spiel, um eine schnelle Behandlung zu ermöglichen. Wie Kirches ausführt, habe während der Verletzungsunterbrechung Spieler Mustafa El-Hoabbani von Anadolu Türkspor den Schiedsrichter unter anderem lautstark als „doof“ bezeichnet, weil er gerne einen Freistoß bekommen hätte.

Mitspieler hätten versucht, den Rotsünder zu beruhigen

 

Als Reaktion auf die ihm wegen Beleidigung gezeigte Rote Karte habe der Spieler nicht nur das Verlassen des Spielfeldes verweigert, sondern sich stattdessen aggressiv vor dem Schiedsrichter aufgebaut und ihn mit den Worten „Du Bastard, ich f... dich, du Missgeburt“ an. Mehrere Mitspieler von Anadolu Türkspor und der Trainer hätten versucht, den ausrastenden Spieler vom Unparteiischen fernzuhalten. Dennoch sei es ihm gelungen, den Schiedsrichter zu schlagen. Da der fast noch den Kopf wegziehen konnte, blieb es bei einem „Streifschuss“ im Gesicht.

Spruchkammer sperrt Spieler für zwei Jahre

 

Auch danach sei der Übeltäter kaum von der eigenen Mannschaft zu beruhigen gewesen. Der Schiedsrichter brach das Spiel ab und wurde von Spielern und dem Trainer des VfB Uerdingen vorbildlich bis zur Kabine begleitet. Nach dem Spiel entschuldigten sich Trainer, Mitspieler und Vorstand von Anadolu Türkspor beim Schiedsrichter für das Verhalten des Übeltäters. Allerdings seien weder zur angesetzten noch zur zweiten Spruchkammersitzung ein Vertreter von Anadolu Türkspor oder der beschuldigte Spieler erschienen. Ein Urteil gab es trotzdem: zwei Jahre Sperre für den Spieler und rund 700 Euro Kosten für Anadolu Türkspor wegen wiederholten Nichterscheinens und dem verursachten Spielabbruch. Die Punkte gingen an den VfB Uerdingen. Weiter wurde gegen den Hauptbeschuldigten, El-Hoabbani, Anzeige wegen Körperverletzung erstattet, so dass ihn in Kürze Post von der Staatsanwaltschaft erreichen dürfte.

Auch in anderen Spielen sei es zum Leidwesen der Schiedsrichter hoch her gegangen. Ein Jugendspieler habe vor der Spruchkammer – nach längerem, hartnäckigem Leugnen – kleinlaut einräumen müssen, den Schiedsrichter mit den Worten „Du Hurensohn“ beleidigt zu haben. Zudem habe er nach dem Spiel von mehreren Mitspielern vom Schiedsrichter abgehalten werden müssen, obwohl er „doch nur eine Frage hatte“. Die Spruchkammer räumte dem Spieler durch das Urteil mehrere Monate Zeit ein, sein Verhalten zu überdenken.

13.05.2017 / Bericht von RP/FUPA

Samstag 13.05.17 08:02 Uhr|Autor: RP / Oliver Schaulandt971 
 
F: Volkhard Patten
 
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Gewalt gegen Schiedsrichter im Amateurfußball eskaliert

Arbeitsgruppe in Krefeld schlägt Alarm
Die Arbeitsgruppe "Keine Gewalt gegen Schiedsrichter" des Kreises Kempen-Krefeld schlägt Alarm: Erneut kommt es zu Eskalationen von Gewalt gegen Schiedsrichter, aber auch gegen andere Spieler. Selbst drakonische Strafen schrecken dabei offenbar nicht ab. Die Krefelder Spruchkammer etwa sperrte im Jahr 2013 einen Fußballer von Anadolu Türkspor lebenslänglich, weil er bei der Hallenstadtmeisterschaft einen Schiedsrichter von hinten angesprungen hatte. Und auch jetzt traf es einen Spieler des gleichen Vereins: Er wird zwei Jahre gesperrt, ebenfalls wegen eines tätlichen Angriffs auf den Schiedsrichter.
 
Herausragend im negativen Sinn war da die Partie in der Kreisliga B zwischen Anadolu Türkspor und der Zweitvertretung des VfB Uerdingen, die jetzt Thomas Kirches, als Schiedsrichter führendes Mitglied in der erwähnten Arbeitsgruppe, schildert. "Beim Stand von 1:0 für den Gast Uerdingen verletzte sich bei einem Angriff ein Spieler von Anadolu Türkspor bei einem, aus Sicht des Schiedsrichters, regelkonformen Zweikampf. Da der Angreifer so unglücklich fiel, dass ihm die Luft wegblieb, unterbrach der Schiedsrichter das Spiel, um eine schnelle Behandlung durchführen zu lassen. Während dieser Verletzungsunterbrechung bezeichnete ein Spieler von Anadolu Türkspor den Schiedsrichter als "doof", weil er einen Freistoß bekommen wollte." Als Reaktion auf die ihm wegen Beleidigung gezeigte Rote Karte habe der Spieler nicht nur das Verlassen des Spielfeldes verweigert, sondern habe sich laut Kirches vor dem Schiedsrichter aufgebaut und diesen mit nicht druckreifen Worten bepöbelt und bedroht.

"Mehrere Mitspieler von Anadolu Türkspor sowie der eigene wegen des verletzten Spielers auf dem Platz befindliche Trainer haben daraufhin versucht, den völlig ausrastenden Spieler, der sich inzwischen auch das Trikot vom Körper gerissen hatte, vom Schiedsrichter wegzuhalten. Leider gelang es diesem aber doch, den Schiedsrichter zu schlagen. Da aber dieser glücklicherweise fast noch den Kopf wegziehen konnte, blieb es bei einem "Streifschuss" im Gesicht. Auch danach war der Übeltäter kaum von der eigenen Mannschaft zu beruhigen", schildert Kirches.

Der Schiedsrichter habe das Spiel abgebrochen. Nach dem Spiel hätten sich Trainer, Mitspieler und Vorstand von Anadolu Türkspor für das Verhalten des Übeltäters entschuldigt. Im Nachgang seien jedoch keine Vertreter von Anadolu Türkspor oder der beschuldigte Spieler zur Spruchkammersitzung erschienen.

Ein Urteil gab es trotzdem: Der Spieler wurde für zwei Jahre gesperrt, die finanzielle Strafe für den Club beläuft sich auf rund 700 Euro - und die Punkte gingen an den VfB Uerdingen. Und bald geht es womöglich auch vor ein ordentliches Gericht: "Gegen den Spieler ist Anzeige wegen Körperverletzung erstattet worden, so dass ihn in Kürze Post von der Staatsanwaltschaft erreichen dürfte", sagte Kirches.

 

07.07.2016 / Bericht bei FUPA 

Spruchkammern ausgezeichnet
Der 2003 ins Leben gerufene FAIRhalten-Cup der Arbeitsgruppe "Keine Gewalt gegen Schiedsrichter" des Kreises Kempen-Krefeld wurde am vergangenen Sonntag verliehen.

 

Die Arbeitsgruppe engagiert sich auf verschiedenen Ebenen, damit unsere Schiedsrichter von allen Beteiligten als Sportler anerkannt und nicht als „Freiwild“ oder „Ventil“ missbraucht werden.

Diverse Aktivitäten wie Vorträge bei Vereinen und Mannschaften, Plakataktionen, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, die Zusammenarbeit mit Medien, die Begleitung von betroffenen Schiedsrichtern zu Spruchkammersitzungen usw. haben temporär Erfolge gezeigt. Immer öfter scheint aber weiterhin der Erfolg jedes Mittel zu rechtfertigen. Daher ist es von großer Bedeutung, in diesem Bereich nicht nachzulassen und weiterhin mit hohem Engagement und vereinten Kräften diese Gewaltausbrüche zu bekämpfen.
 
Ein ganz wichtiger Punkt, um die Hemmschwelle potenzieller Täter hochzusetzen, sind die klaren und deutlichen Urteile der beiden Kreis-Spruchkammern gegen Personen, die Schiedsrichter attackiert haben. Das Ausschöpfen des Strafenkataloges und die damit verbundene, erhoffte Abschreckung dienen dabei dem Schutz der Schiedsrichter, die nur ihrem Hobby nachgehen wollen, außerordentlich.

Für diesen jahrelangen Einsatz zum Schutze unserer Schiedsrichter verleihen wir, nach vorheriger Absprache mit unserem Kreisschiedsrichterobmann Werner Gatz, gemeinschaftlich an die beiden Spruchkammern des Kreises Kempen-Krefeld den FAIRhalten-Pokal 2015/2016.
 
Die Verleihungen des Wanderpokals sowie die bei den Preisträgern verbleibenden Ehrengaben wurden im Rahmen des „Tag des Jugendfußballs“ vergangenen Sonntag in St.Tönis (Stadion Rasenplatz) durch Werner Gatz und durch die beiden Mitglieder der Arbeitsgruppe Andreas Stattrop und Kai Brockhoff übergeben.

Die Herren Reiner Hohn (Vorsitzender Kreis-Spruchkammer), Sven Intveen, Melih Cave, Karl-Heinz Bischofs (alle Mitglieder der Kreis-Spruchkammer) sowie Toni Hops (Beisitzer der Kreis-Jugend-Spruchkammer) haben den Pokal gemeinschaftlich entgegengenommen.

 

http://www.fupa.net/berichte/spruchkammern-ausgezeichnet-479698.html

05.02.2016 / Bericht Bei FUPA 

Kreisvorstand wirbt für besseres Benehmen auf den Fußballplätzen
Im Kreis Kempen/Krefeld mussten alle Trainer und Spielführer zu einem Workshop antreten
Gerade in den tieferen Spielklassen ist der Umgang zwischen Spielern untereinander und mit den Schiedsrichtern rauer geworden. Ein Workshop in Nettetal sollte ein Umdenken anstoßen.

Fair geht vor. Seit Jahren steht dieser Slogan im Fußball für den fairen und respektvollen Umgang miteinander. Aber offensichtlich tun sich viele Beteiligte in jüngerer Vergangenheit immer schwerer, ihn mit Leben zu füllen. Aus diesem Grund hatte der Vorstand des Fußballkreises Kempen/Krefeld unter dem Titel "Gewalt auf Sportplätzen???" die 123 Trainer und Spielführer aller Mannschaften aus den Kreisligen B und C verpflichtend auf drei Tage verteilt zu einem Workshop in das Kreisjugendheim nach Lobberich eingeladen.

Wohlweislich hatten die Organisatoren drei Fragezeichen hinter den Titel gesetzt. Die Konfrontation mit dem Thema Gewalt ist nicht ganz so angenehm. Und so brauchten die vielen Männer und vereinzelten Frauen in Lobberich ein wenig, um sich darauf einzulassen. Aber der Kreisvorsitzende Willi Wittmann, Fußballobmann Hubert Hinrichs, Schiedsrichterobmann Werner Gatz und Kreisspruchkammer-Vorsitzender Reiner Hohn waren nicht auf Kuschelkurs. Sie wollten sensibilisieren. "Wir wollen von euch etwas entgegennehmen, wie wir mit Gewalt umgehen sollen", sagte Wittmann. Aus gegebenem Anlass, denn die Organisatoren machten deutlich, dass etwas im Argen auf heimischen Fußballplätzen, gerade in der jüngeren Vergangenheit ist das Klima rauer geworden. So berichteten sie von Tritten und Schlägen, zitierten aus Spielberichten verbale Ausfälle. Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Im vergangenen Jahr landeten im Kreis 100 Vorfälle unterschiedlichster Art vor der Spruchkammer. "Damit liegen wir an zweiter Stelle hinter Duisburg" so Hohn. Ein unrühmlicher zweiter Platz.

"Warum spielt ihr eigentlich Fußball?", fragte Hinrichs ein wenig provokativ in die Runde. Spaß, etwas für die Gesundheit tun und gewinnen wollen, wurden als Gründe genannt. Es sei allerdings ein komischer Spaßfaktor, so Hinrichs, sich 90 Minuten verbissen vor die Socken zu hauen. Die Gründe für das gestiegene Aggressionspotenzial sind vielschichtig. "Die Gesellschaft ist so, wo ist denn da im Alltag der nötige Respekt", war ein Argument. Viele Spieler seien schon von der Jugend negativ geprägt, die Kameradschaft früherer Jahre gebe es heute nicht mehr in dem Maße. Auch das Internet trage seinen Teil dazu bei und natürlich die großen Vorbilder in der Bundesliga. "Die Bundesliga ist nicht unser Maßstab", entgegnete Hinrichs. Sie habe wenig mit dem Alltag im Amateurbereich zu tun, meint Andreas Stattrop von der Arbeitsgruppe Gewalt gegen Schiedsrichter. Hinrichs appellierte an die Trainer, ihre Spieler nicht nur "heiß zu machen", sondern auch auf die Fairness hinzuweisen. Bei dem, was auf den Fußballplätzen schiefläuft, ist der Umgang der Spieler untereinander nur ein Aspekt, der Umgang mit den Schiedsrichtern ein anderer. Ein Reizthema für viele Aktive, einige sprachen in Lobberich davon, dass die Unparteiischen wie "Könige über den Rasen schweben" oder von der "Spruchkammer als Herrgötter". Für den Schiedsrichtervertreter Andreas Stattrop Anlass, darauf hinzuweisen, dass Fehler auf dem Platz von Unparteiischen und Spieler nicht zu verhindern seien. Ein Grund für Handgreiflichkeiten sei das dennoch nicht. So wie am vorigen Wochenende, als ein junger Schiedsrichter in einer Disco von einem Spieler angegriffen worden sei. Wie ernst die Lage ist, zeigt, dass die Schiedsrichter des Fußballkreises Kempen/Krefeld eine Notfallkarte entwickelt haben, auf denen Verhaltensregeln für den Ernstfall zu finden sind.

Die Unparteiischen haben sich also schon länger mit möglichen Konsequenzen aus der negativen Entwicklung beschäftigt. Das Treffen in Lobberich will jetzt auch der Kreisvorstand zum Anlass zu weiteren Gegenmaßnahmen nehmen. "Bei unserer nächsten Schulung werden wir die Schiedsrichter mit den Äußerungen den Workshops konfrontieren", sagte Obmann Werner Gatz. Darüber hinaus soll eine solche Veranstaltung möglichst bald auch für Junioren und A-Kreisligisten auf die Beine gestellt werden. "Außerdem wollen wir ein schriftliches Resümee ziehen, damit wir den Vereinen auch etwas an die Hand geben können", ließ Werner Gatz wissen.

 

http://www.fupa.net/berichte/kreisvorstand-wirbt-fuer-besseres-benehmen-auf-den-fussballplaetzen-408742.html

03.02.2016 / Bericht Bei FUPA 

Das macht ein Schiedsrichter bei Gewalt oder Diskriminierung
Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen im Amateurfußball, zu Gewalthandlungen oder Diskriminierungen. So sollen Unparteiische handeln.
Faire Fußballspiele, frei von Gewalt und Diskriminierung - so wünscht man es sich allseits. Das sichert nicht nur die Zukunft des Amateurfußballs, sondern soll auch Unparteiische vor Übergriffen schützen. Dieses Ziel lässt sich nur mit Hilfe zielgerichteter und wirksamer Präventions- und Interventionsmaßnahmen erreichen, wie die Schiedsrichterarbeitsgruppe Kempen-Krefeld auf ihrer Homepage mitteilt.
 

Demnach bedarf es zu Identifizierung dieser Maßnahmen zunächst belastbarer Daten, die Auskunft über Umfang, Intensität und die beteiligten Akteure von Gewalt- und Diskriminierungsvorfällen im Amateurfußball geben. Erfasst werden sollen alle Vorfälle, ganz gleich, ob es sich bei den beteiligten Personen um Spieler, Schiedsrichter, Zuschauer oder Trainer, Betreuer und Funktionäre handelt.

Gewalthandlung
Eine Gewalthandlung liegt vor, wenn ein Beschuldigter einen Geschädigten attackiert, beispielsweise durch Schlagen, Bewerfen, Bespucken oder Bedrohen einer Person, Treten einer Person abseits des Balls. Auch Versuche sind zu melden.

Die Kennzeichnung „Gewalt“ im elektronischen Spielbericht ist immer dann zu verwenden, wenn sich auf oder neben dem Platz körperliche Angriffe und entsprechende Eingriffe auf die körperliche Unversehrtheit ergeben. Die Abgrenzung zu einem (auch regelwidrigen) Zweikampfverhalten ist im Einzelfall zu bewerten. Der Schiedsrichter kann sich daran orientieren, ob das Vergehen in unmittelbarem Zweikampfgeschehen und in Ballnähe erfolgt ist. Ein Gewaltdelikt ist dabei ein zielgerichtetes bewusstes Handeln mit der Absicht, den Körper des anderen zu verletzen. Es sollen insbesondere Tätlichkeiten oder Bedrohungen erfasst werden - allerdings keine groben Fouls, rohes oder gefährliches Spiel und Sachbeschädigungen

Diskriminierung
Eine Diskriminierung liegt vor, wenn ein Beschuldigter die Menschenwürde einer Person oder einer Gruppe von Personen verletzt. Dies kann durch herabwürdigende oder verunglimpfende Äußerungen, Gesten oder Handlungen, beispielsweise in Bezug auf Hautfarbe, Sprache, Religion, Abstammung, Alter, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Identität, erfolgen.

Verunglimpfend oder menschenverachtend ist eine Äußerung insbesondere dann, wenn sie dem Angegriffenen das uneingeschränkte Lebensrecht als gleichwertige Persönlichkeit einer Gemeinschaft abspricht und ihn als minderwertigen Menschen kennzeichnet. Erfasst werden sollen Beleidigungen/Beschimpfungen, sofern diese menschenverachtend sind, z.B. „Türkenschwein“, „Schwuchtel“, „Kanake“, „Nigger“, „Zigeuner“, „Scheiß Kartoffel“, insbesondere wenn sie auf den Nationalsozialismus Bezug nehmen Gesten (z. B. „Hitlergruß“), Affengeräusche, Bananenwürfe. Nicht darunter fallen Beleidigungen ohne Diskriminierung („Arschloch!“, „Pfeife!“), andere unsachliche Äußerungen („schlechtester Schiri aller Zeiten!“) oder bespucken (wird als Tätlichkeit gewertet).

 

http://www.fupa.net/berichte/das-macht-ein-schiedsrichter-bei-gewalt-oder-diskriminierung-408103.html

06.01.2016 / Bericht im Stadt-Spiegel 

http://www1.wi-paper.de/book/read/id/0001C1FAC3C73EA5

05.01.2016 / Bericht in der WZ

http://www.wz.de/lokales/krefeld/sport/gewalt-gegen-schiris-im-kreis-nimmt-zu-1.2092393

05.01.2016 / Bericht in der Rheinischen Post und FuPa

http://www.rp-online.de/nrw/staedte/krefeld/sport/gewalt-gegen-schiedsrichter-eine-ernuechternde-bilanz-aid-1.5669150

 

http://www.fupa.net/berichte/gewalt-gegen-schiedsrichter-ernchternde-bilanz-400030.html

 

Gewalt gegen Schiedsrichter - ernüchternde Bilanz
Der Deutsche Fußball-Bund hat einen Bericht veröffentlicht, nach dem es bei weniger als 0,8 Prozent aller Spiele zu Gewalt- oder Diskriminierungsvorfällen im Amateurfußball kommen würde.

 

Tenor war, dass es alles gar nicht so schlimm wäre, obwohl jeder Einzelfall natürlich einer zu viel sei. Trotzdem würden Einzeltaten in den Medien aufgebauscht und dadurch ein anderes Bild zeichnen als es - aus Sicht des DFB - tatsächlich wäre.
 

Dem widerspricht Thomas Kirches, Mitglied der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Gewalt gegen Schiedsrichter im Fußballkreis 6 Kempen/Krefeld, dem auch zahlreiche Vereine aus dem Grenzland angehören, jetzt mit Blick auf die zurückgelegte Hinrunde massiv.

"Es gab massive Gewaltausbrüche wie etwa einen heftigen Faustschlag in den Nacken eines Schiedsrichters, nachdem dieser kurz vor Schluss ein Tor gegeben hatte. Der Täter, der erst wenige Minuten zuvor eingewechselt worden war, musste von Mitspielern dann noch von weiteren Attacken abgehalten werden. In diversen Spielen konnten ausrastende Spieler von Ordnern oder Mitspielern gerade noch zurückgehalten werden. Trotzdem wurden Schiedsrichter bei Fußballspielen in unserem Kreis seit Saisonbeginn gestoßen, gerempelt, bekamen aus 2m Entfernung den Ball heftig ins Gesicht geschossen oder auch direkt einen Kopfstoß", schildert Kirches.

Weiterhin hätten Schiedsrichter versuchtes Schlagen, Spuckattacken, wüste Drohungen bis hin zu Bestechungs- und Rassismusvorwürfen und schwerste Beleidigungen, die nicht druckfähig sind, erleiden müssen. "Welche Vorstellung von Respekt gegenüber Mitmenschen geht in Zuschauern vor, die sich sonntags ein Fußballspiel ansehen und dann einem Schiedsrichter ins Gesicht spucken?", fragt sich Kirches und schildert einen weiteren Vorfall: "Ein Spieler mit Migrationshintergrund hat einen Schiedsrichter beim Verlassen des Platzes angeschrien, nachdem dieser ihm die Gelb/Rote-Karte gezeigt und wegen massiver Drohungen das Spiel abgebrochen hatte: ,Jetzt kannst Du bei Deinen Nazifreunden am Biertisch prahlen, dass du den Türken die Schuld für den Spielabbruch in die Schuhe schieben kannst.' Was geht nur in solchen Leuten vor?"

Nun reagiert die Spruchkammer des Fußballkreises Kempen-Krefeld konsequent und spricht deutliche Strafen gegen Täter aus, um auch eine abschreckende Wirkung zu erzielen und Schiedsrichter somit künftig vor solchen Ausbrüchen möglichst zu schützen. "Dies kann aber nicht der alleinige Weg sein. Damit der Schiedsrichter als Sportler und Bestandteil eines Fußballspiels anerkannt wird, sind, neben den Schiedsrichtern selber, Vereine, Kreisvorstand, Spieler, Trainer, Eltern und Zuschauer gefordert", sagt Kirches.

Es sei falsch zu glauben, dass sich diese Geschehnisse nur auf den Seniorenbereich begrenzen ließen. Ein Teil der vorgenannten Schilderungen stamme aus Mädchen-, Frauen oder Juniorenspielen. Daher, so Kirches, handle es sich um ein generelles Problem im Amateurfußball, das sich nicht auf Spielklassen, Alter oder Geschlecht beschränken lasse und das es schleunigst zu beenden gelte. "Im Juniorenbereich beginnt dies bei den Eltern, die ihre Kinder immer öfter in Fußballvereinen regelrecht abgeben, damit dort dem Nachwuchs nicht nur das Fußballspielen beigebracht wird, sondern bestenfalls auch noch ein Teil der Erziehung übernommen wird. Hier sind die Vereine und Trainer überfordert und brauchen Unterstützung und Hilfe. Vereine brauchen zudem einen Ansprechpartner, der in der Ohnmachtssituation hilft, wenn ein eigener Spieler einen Schiedsrichter attackiert hat", fordert Kirches. "Wenn man sich vor Augen führt, dass jeder Schiedsrichter wie auch jeder Spieler in jedem Spiel Fehler macht und dass dies nicht auf Absicht, Vorurteile oder sonst etwas zurückzuführen ist, sondern einfach zum Fußball dazugehört, haben wir schon viel gewonnen. Dann bleibt das Hobby des Schiedsrichter auch künftig eine erstrebenswerte und wunderschöne Freizeitbeschäftigung."

18.08.2015 / Die Arbeitsgruppe stellt die "Notfallkarte" vor!

Nachdem wir am vergangenen Freitag in Lobberich und am gestrigen Schulungsabend in Willich, ausführlich unsere neu aufgestellte Arbeitsgruppe vorgestellt haben, möchten wir euch gerne auf diesen Weg unsere "Notfallkarte" zur Verfügung stellen.
In der Hoffnung, diese nie zu benötigen, wäre sie dennoch perfekt in eurer Schiedsrichter-Mappe aufgehoben.

29.07.2015 / Unsere Homepage geht online

Es ist soweit, die Arbeitsgruppe endeckt für sich die "Neuen-Medien" und geht mit dem heutigen Tag online. In Zukunft werden wir hier relevante Artikel, Links und Tätigkeitsberichte veröffentlichen. Wir hoffen, euch immer wieder Informationen bereitstellen zu können. Grundsätzlich gilt jedoch gerne "Meldet euch direkt bei uns!" und wir gehen gemeinsam vorran.

 

Bericht WZ vom 30.05.2015 

Bericht Extra Tipp 03.06.2015

Bericht FuPa/RP vom 02.06.2015

 

Schiedsrichter schützen - aber wie?

 

Im Kreis Kempen/Krefeld wurde ein Spieler nach einer Attacke gegen den Schiedsrichter für zwei Jahre gesperrt

Der jüngste Fall eines Gewaltausbruchs im Fußballkreis Kempen/Krefeld hat die heimischen Unparteiischen in Alarm versetzt. Die Meinungen darüber, wie mit den Tätern umzugehen ist, gehen bei den Verantwortlichen auseinander. 
 
 
Die Spruchkammer des Fußballkreises Kempen/Krefeld hat mit ihrem Urteil am vorigen Donnerstag keinen Zweifel daran gelassen, wie sie den tätlichen Angriff eines Spielers des FC Lobberich/Dyck gegen den Schiedsrichter in der Partie bei Fortuna Dilkrath III am 17. Mai einschätzt. Zwei Jahre Sperre bekommt er dafür, dass er den Unparteiischen zunächst beleidigte und nach einer Gelb-Roten Karte auch noch schubste und schlug - abgesehen davon, dass ihn sein Opfer auch noch wegen schwerer Körperverletzung angezeigt hat. Es bei dem Urteil der Kreis-Spruchkammer zu belassen, ist für Thomas Kirches aus der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Gewalt gegen Schiedsrichter allerdings zu wenig. Er sieht den jüngsten Vorfall als Anlass, noch mal darauf hinzuweisen, dass sich Sportler, die sich einmal derart daneben benommen haben, nie mehr etwas auf einem Fußballfeld zu suchen hätten.

"Es kann doch einfach nicht sein, dass Eltern oder Ehepartner sich Sorgen machen müssen, ob ihre Lieben nach der Ausübung ihres Hobbys gesund zurückkehren", betont Kirches. Schließlich seien auch wegen des Gewaltproblems bundesweit mehr Ab- als Zugänge bei den Schiedsrichtern zu verzeichnen. Erst im April war ein Spieler des C-Ligisten TSV Kaldenkirchen II wegen einer Spuckattacke gegen den Schiedsrichter für ein Jahr gesperrt worden. "Es ist abzusehen, dass wir in der Kreisliga C Spiele nicht mehr besetzen können", sagt Kirches. Dass Unparteiische vor jeglicher Form von Gewalt zu schützen sind, da stimmt jeder zu. Nur über das Wie herrscht Uneinigkeit. Kirches und seine Mitstreiter in der Arbeitsgemeinschaft setzen auf einen Solidarisierungseffekt. In rund 50 Vorträgen in den vergangenen Jahren haben sie an die Vereine appelliert, dass sie Spieler, die einmal wegen Gewaltausbrüchen gesperrt waren, nicht mehr aufnehmen. "Mit dieser Forderung stoßen wir auf 100 Prozent Zustimmung. Aber die Vereine fragen uns immer wieder, wie sie bei einem Spieler erkennen sollen, ob er schon mal gewalttätig war. Da könnte nur der Verband helfen", erklärt Kirches. Vorschläge wie eine Sünderkartei, eine Art Führungszeugnis oder Einträge auf dem Spielerpass fanden bislang im Fußballverband Niederrhein (FVN) allerdings keine Mehrheiten.

Aus gutem Grund, wie Wolfgang Jades, FVN-Fußballobmann und Mitglied des Spielausschusses des Deutschen Fußballbundes (DFB), betont: "Das geht aus Sicht des Datenschutzes nicht und käme einer Vorverurteilung gleich." Er betont, dass jeder Fall von Gewalt gegen Schiedsrichter einer zu viel sei, doch die Verhältnismäßigkeit müsse gewahrt bleiben. Jades: "Wenn ein Spieler eine Sperre von zwei Jahren verbüßt hat, kann ich ihn nicht weiter bestrafen. Auch im Strafrecht ist ein Vergehen nach einer bestimmten Zeit abgegolten, dann hat jeder eine zweite Chance verdient." Für ihn braucht es keine neuen Formen der Bestrafung, die Verfahrensordnung gebe den Spruchkammern alle Möglichkeiten, abschreckende Urteile zu fällen. Sperren in unterschiedlichen Abstufungen bis hin zu lebenslang lägen je nach Vorfall im Ermessen der Spruchkammermitglieder. "Ich bin der Meinung, dass die Kammern oft viel zu milde urteilen. Doch das ist rein subjektiv, bei Gerichtsurteilen gehen die Meinungen auch oft stark auseinander", sagt Jades, der auch bezweifelt, dass härtere Strafen grundsätzlich zu einer Reduzierung von Gewalt gegen Schiedsrichtern führen: "In der Regel sind das ja Situationen, wo Sicherungen durchbrennen, wo im Affekt gehandelt wird."

Diese Argumente kennt Thomas Kirches gut, doch ihn haben die negativen Erfahrungen unversöhnlich gemacht: "Ich kann es einfach nicht mehr hören, dass wir den Tätern die Hand reichen müssen." Er regt an, auch im FVN über Strafmaßnahmen wie Punktabzüge, Zwangsabstiege und Platzverbote für Straftäter und deren Teams, wie sie in anderen Verbänden und Städten schon praktiziert werden, nachzudenken. Laut Wolfgang Jadesist Gewalt gegen Unparteiische auch im Verband immer ein Thema, es ist auch Teil des Projekts "Schiedsrichter 3000", an dem der Verbands-Schiedsrichterausschuss aktuell arbeite. Erste Ergebnisse sollen laut Jades dieses Jahr vorliegen.

Bericht Rheinische Post vom 30.05.2015

Lokalsport: Zwei Jahre Sperre für Schiedsrichter-Attacke

Thomas Kirches ist Mitglied in der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Gewalt gegen Schiedsrichter.FOTO: TL
Fussball. Ein Spieler des FC Lobberich/Dyck verletzte in einer Partie der Kreisliga C den Unparteiischen.Von David Beineke
 
 

Zwei Jahre Sperre für Schiedsrichter-Attacke

 

Die Spruchkammer des Fußballkreises Kempen/Krefeld hatte in den vergangenen Wochen jede Menge zu tun. In der Endphase der Saison richten sich offenbar viele Aggressionen gegen die Schiedsrichter: "Stoßen, Schlagen, Beleidigungen kommen immer wieder vor", sagt Thomas Kirches, der Mitglied in der Arbeitsgruppe zur Bekämpfung der Gewalt gegen Schiedsrichter ist. In dieser Funktion war er auch am Donnerstagabend bei der Spruchkammersitzung, die einen besonders schweren Fall einer Entgleisung gegen einen seiner Kollegen verhandelte.

Am Ende stand für den Spieler Roman S. vom C-Ligisten FC Lobberich/Dyck wegen Bedrohung und Tätlichkeit gegen den Schiedsrichter der Partie bei Fortuna Dilkrath III am 17. Mai eine Sperre von zwei Jahren, außerdem muss er für die mit dem Abbruch des Spiels und dem anschließenden Verfahren zusammenhängenden Kosten von knapp 200 Euro aufkommen.

Kurz nach seiner Einwechslung in der 76. Minute war Roman S. unangenehm aufgefallen, als er dem Schiedsrichter nach dem Treffer zum 4:2 für Dilkrath heftig verbal drohte. Als er daraufhin die Gelb-Rote Karte sah, brannten bei ihm die Sicherungen durch und er schubste den Unparteiischen von hinten. Dann versuchte zwar sein eigener Kapitän, ihn im Zaum zu halten, dennoch gelang Roman S. ein Faustschlag, der im Bereich des Hinterkopfes des Schiedsrichters landete. Es folgten weitere lautstarke Drohungen und Beschimpfungen.

 

Es kam zum Spielabbruch in der 89. Minute beim Stand von 4:2 für Dilkrath. Bei der anschließenden Behandlung im Krankenhaus wurde beim Schiedsrichter eine leichte Gehirnerschütterung diagnostiziert, die von ihm später erstatte Anzeige bei der Polizei lautete auf "Schwere Körperverletzung", weil die Attacke von hinten erfolgte.

Was Thomas Kirches besonders ärgerte, war der Umstand, dass der Übeltäter bei der Spruchkammersitzung unter dem Vorsitz von Rainer Hohn (TSV Bockum) keinerlei Reue zeigte: "Er versuchte seine Taten als Berührungen, Treffer an der Schulter sowie Wischer abzutun und entschuldigte sich auch nicht."

Nach Aussage von Thomas Kirches haben die Vereinsvertreter des FC Lobberich/Dyck angekündigt, sich mit Vorstand und Mannschaft zusammenzusetzen, um das weitere Vorgehen zu beraten. Kirches hofft auf einen Vereinsausschluss und auf eine Solidarisierung unter den Vereinen, "um solchen Tätern zukünftig keine Bühne für ihre Taten zu bieten".

 

28.05.2015

 

Hier gab es ein Verfahren wegen des Verdachts einer Tätlichkeit gegenüber dem Schiedsrichters und schuldig für den Spielabbruch des Meisterschaftsspiels.

 

Urteil:

 

Der Spieler verdächtige Spieler wird wegen Bedrohung und Tätlichkeit gegenüber dem Schiedsrichter für 2 Jahre gesperrt.

 

16.04.2015

 

Verfahren wegen des Verdachts, Bespucken des Schiedsrichters und schuldig für den Spielabbruch des Meisterschaftsspiels

 

Urteil:

 

Der Spieler wird wegen Anspucken des Schiedsrichters nach der roten Karte für 1 Jahr gesperrt.

 

16.04.2015

 

Verfahren wegen groben Foul gegenüber einem Gegenspieler sowie der Verdacht einer Tätlichkeit und Beleidigung gegenüber dem Schiedsrichter.

 

Urteil:

 

Der Spieler wird wegen grobem Foulspiel und einer Unsportlichkeit gegenüber dem Schiedsrichter, für 10 Wochen gesperrt.

 

15.04.2015

 

Verfahren wegen des Verdachts einer schwerwiegenden Beleidigung gegenüber dem Schiedsrichter und des Verdachts wegen unsportlichem Verhalten des Trainers gegenüber dem Schiedsrichter.

 

Urteil:

 

1. Die Spieler werden wegen grober Unsportlichkeit gegenüber dem Schiedsrichter, werden bis einschließlich 26.04.2015 gesperrt.

 

2. Der Trainer erhält wegen unsportlichem Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter einen Verweis.

 

Verfahren wegen des Verdachts von grob unsportlichem Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter 

 

Urteil:

 

Der Trainer zahlt wegen unsportlichem Verhalten gegenüber dem Schiedsrichter eine eine Geldstrafe von 100,00 

10/2014 Artiklel in der Nachpielzeit (FUPA)

"Wir sind kein Freiwild"

Wie geht es unseren Schiedsrichtern?

Was sind das für Menschen, die Wochenende für Wochenende im schwarzen Kittel
über den Platz laufen? Wir haben zum großen Schiedsrichtergipfel in die Sportschule
Wedau geladen. Dirk Gärtner, Kai Brockhoff, Christian Sorgatz und Dieter Kauertz diskutierten
über Freistoßspray, schlecht ausgebildete Trainer und Gewalt auf dem Platz. 
 

Jetzt mal ehrlich, würden Sie sich die Spraydose als Hilfsmittel wünschen?

 

Brockhoff: Da gehöre ich wohl eher zur alten Schule. Ich sage: Die Persönlichkeit des Schiedsrichters stellt die Mauer auf neun Meter 15. Dafür brauche ich kein Spray. Im Fernsehen hat man auch gesehen, dass sich die Spieler darüber aufregen, weil die Schuhe dreckig werden.

 

Das heißt, man bekäme durch das Spray eher ein zusätzliches Problem als Schiedsrichter?

 

Kauertz: Die Spieler haben sich in der Vorbereitung auf die Saison, so habe ich es beobachtet, eher lustig darüber gemacht. Ich glaube, dass wir eine unnötige Konfliktsituation schaffen würden, wenn wir das Spray jetzt auch in der Kreisliga einsetzen müssten.

 

Sorgatz: Eine andere Sache ist: Wir pfeifen meistens auf Kunstrasen, und es gibt viele städtische Platzanlagen. Würde man da anfangen, mit einer Spraydose herumzuwirbeln, hätte man rasch den Platzwart neben sich stehen. Die harmloseste Frage wäre wohl, ob man noch alle Tassen im Schrank hat.

 

Der Präsident des Bayerischen Fußball- Verbandes, Dr. Rainer Koch, hat sich für den Einsatz des Freistoßsprays im Amateur- Spitzenfußball ausgesprochen. Die Menschen hätten nach der WM begriffen, dass es etwas bringt.

 

Brockhoff: Im Spitzenbereich okay, aber Sie glauben gar nicht, was für Diskussionen wir bekämen, wenn wir das weiter unten einsetzen würden. Wenn ich da eine Linie aufsprühe und die Nummer 9 berührt die nur mal ganz kurz. Da fordern sofort alle Gegenspieler eine Gelbe Karte. Und dann, viel Spaß.

 

Herr Gärtner, wie denken Sie über das Spray?

 

Gärtner: Ich bin etwas anderer Meinung. Ich glaube, dass das Spray für eine gewisse Klarheit sorgen könnte, und das ist den Spielern und Vereinsvertretern das Wichtigste. Ein solches Hilfsmittel könnte Leunserer Tätigkeit die gewünschte Transparenz verleihen. Klar ist: Wir müssen solche Werkzeuge sinnvoll einsetzen. Es bringt nichts, wenn wir das jetzt flächendeckend für die Kreisliga C beschließen.

 

Sorgatz: Vielleicht braucht das Ganze auch einfach noch etwas Zeit. Natürlich werden jetzt auch immer mehr Vereinsvertreter ankommen und uns fragen: „Mann, warum macht Ihr das nicht?"

 

Welches Hilfsmittel würde Ihnen denn am meisten helfen?

 

Gärtner: Kein technisches, sondern ein organisatorisches. Ich halte es für notwendig, dass man auch in den unteren Spielklassen mit Schiedsrichterassistenten arbeitet. Schon zur Saison 2015/16 sollte es in der Bezirksliga grundsätzlich ein Gespann geben.

 

Brockhoff: Schön und gut, aber ist das denn mit den sinkenden Schiedsrichterzahlen in Einklang zu bringen?

 

Gärtner: Das muss mir erst mal einer beweisen, dass wir sinkende Schiedsrichterzahlen haben.

 

Brockhoff: In Solingen und Remscheid können manche Spiele gar nicht mehr stattfinden, wie man so hört.

 

Sorgatz: Wir haben auch sinkende Schiedsrichterzahlen in unserem Essener Kreis. Vor drei Jahren hatten wir noch über 250 Schiedsrichter. In der nahen Zukunft werden wir wohl bei 170 landen.

 

Wäre eine Bezirksliga, zu der jeweils drei Schiedsrichter anrücken, also gar nicht zu realisieren?

 

Sorgatz: Das ist schon umsetzbar, weil wir immer noch viele Enthusiasten dabei haben. Die jungen Leute pfeifen teilweise morgens um elf Uhr ein eigenes Spiel und fahren dann am Nachmittag noch woanders mit. Ich weiß allerdings nicht, woher die Erwartungshaltung der Klubs kommt. Das spielerische Niveau der heutigen Bezirksliga entspricht dem der Kreisliga B von vor dreißig Jahren. Ich fände es daher besser, wenn wir Teams nur zu ausgewählten Spielen entsenden.

 

Welche Mannschaften machen die größten Probleme?

 

Sorgatz: Ich muss erstmal die ausländischen Teams in Schutz nehmen, die in der Öffentlichkeit immer als Problemfälle gelten. In Essen gibt es viele Mannschaften mit einem hohen Migrationsanteil. Es ist aber keinesfalls so, dass jedes dieser Spiele ein Problemspiel ist.

 

Brockhoff: Ganz und gar nicht. Dasselbe gilt für Duisburg und Umgebung.

 

Sorgatz: Mich wollte in 32 Jahren an der Pfeife genau einer angreifen, und das war ein Deutscher.

 

Gärtner: Es sollte inzwischen auch allgemein bekannt sein, dass man mit Fair-Play am weitesten kommt. Das sagen alle Statistiken des DFB. Der VdS Nievenheim ist zum Beispiel gerade ohne Gelb-Rote oder Rote Karte von der Landesliga in die Oberliga aufgestiegen.

 

Was bringt es denn genau, wenn Sie als Trio anrücken?

 

Sorgatz: Ich glaube ehrlich gesagt nicht daran, dass ein Spieler differenziert, ob ich als Schiedsrichter alleine auf dem Platz stehe oder noch zwei Kollegen an der Linie dabei habe.

 

Kauertz: Es ist auch nicht automatisch so, dass man auf dem Platz zu dritt mehr wahrnimmt als alleine.

 

Gärtner: Das stimmt alles, liebe Kollegen, aber der Vorteil ist ein anderer. Ich muss mich hinterher nicht alleine reflektieren. Schiedsrichter möchten auch lieber etwas im Team bewegen, genauso wie die Spieler.

 

Können Sie das genauer erklären?

 

Gärtner: Wer hobbymäßig pfeift, der will eine sportliche Leistung bringen und hinterher ein Bierchen trinken. So dass er hinterher sagen kann: Das war ein schöner Sonntag! Im Moment muss er hinterher alleine um ein Wasser bitten und hoffen, dass ihn an der Theke überhaupt noch einer erkennt.

 

Sorgatz: Dirk, da muss ich dir jetzt doch recht geben. Wir praktizieren es in Essen ja selber so, weil wir Nachwuchs für die oberen Klassen produzieren müssen. Wir schicken also bei älteren Kollegen in der Bezirksliga natürlich auch den einen oder anderen jüngeren Schiri mit.

 

Gärtner: Und genau das ist richtig. Ich will, dass die Jungs erst einmal Erfahrung sammeln mit erfahrenen Schiedsrichtern. Wenn sie hinterher mental und von der Persönlichkeit so stark sind, dass sie negative Erfahrungen kompensieren, dann ist das der richtige Weg.

 

Kauertz: Ich habe früher zu jedem Bezirksligaspiel zwei jüngere Schiedsrichter mitgenommen. Das habe ich selbst organisiert und die Jungs zu Hause abgeholt. Drei von denen pfeifen heute in der Landesliga und Oberliga. Bei einem Bezirksliga-Spitzenspiel hast du auch mal 250 Zuschauer. Das ist einfach ein Erlebnis und zugleich Motivation, weiter zu machen.

 

Brockhoff: Ich kann dem nur beipflichten. Ich würde garantiert weiter in der Bezirksliga pfeifen, wenn ich zwei Assistenten mitnehmen dürfte. Weil es genauso ist, wie es gerade gesagt wurde. Es macht einfach mehr Spaß, gemeinsam unterwegs zu sein.

 

Was ist der größte Unterschied auf dem Platz?

 

Brockhoff: Tatsächlich ist für den Schiedsrichter die Spielleitung auch noch etwas einfacher, weil er das Thema Abseits ausblenden kann.

 

Gärtner: Es ist auch für den Kopf wichtig, wenn man Spiele hat, bei denen man weiß, dass da schon häufiger etwas passiert ist oder wo ein schwieriges Publikum existiert. Wenn ich dort hinfahre, ist es beruhigend zu wissen, dass ich nicht alleine raus muss auf den Platz.

 

Kauertz: Heute wird man ja auch viel früher Schiedsrichter. Ich habe erst mit 27 Jahren angefangen, heutzutage sind viele erst 18 oder 19. Wenn jemand mit so wenig Lebenserfahrung ein nachbarschaftsduell in der Kreisliga leiten muss, fühlt er sich sicherer, wenn er zwei Kollegen an der Seite hat.

Sie können es am besten beurteilen: Wie geht‘s unseren Schiedsrichtern in der Saison 2014/15?

 

Sorgatz: Ich kümmere mich in meiner Funktion um knapp 100 Leute, von der Kreisliga C bis zur Kreisliga A, A-, B-Jugend und Alte Herren. Man hat pro Saison immer ein, zwei Kollegen, die sich zwischendurch kurz ausklinken, und sagen: „Hör mal, jetzt habe ich die Schnauze voll. Ich mache mal vier, sechs Wochen Pause.“ Komplett-Aussteiger sind aber eher selten. Wir haben sogar einen Schiedsrichter dabei, der rennt seit 1958 jedes Wochenende zweimal übern Platz. Der ist in diesem Sommer 76 Jahre alt geworden.

 

Ist es also doch eher eine gute Zeit für Schiedsrichter?

 

Sorgatz: Sagen wir mal: Es ist eine vernünftige Zeit. Wir hatten vor ein paar Jahren in Essen eine Saison, da gab es gleich am ersten Sonntag zwei Spielabbrüche. Und am nächsten Sonntag drei. Nur bei uns im Kreis. Das war eine Saison zum Vergessen, das zog sich durch wie ein roter Faden.

 

Welche Gründe hatte das damals?

 

Sorgatz:Vielleicht war es das Jahr, in dem es so unheimlich heiß war, keine Ahnung. Ich kann es bis heute nicht erklären. Jedenfalls hatten wir irgendwann Woche für Woche einen Kreiskonfliktberater des DFB bei uns im Kreis. Er hat letztlich die richtigen Maßnahmen ergriffen. Wir haben uns mit den Kreisliga-A-Vereinen an einen Tisch gesetzt. Und die Spruchkammer hat ein paar abschreckende Urteile rausgehauen. Danach war´s wie abgeschnitten.

 

Wie ist die aktuelle Situation in den anderen Kreisen?

 

Kauertz: In Mönchengladbach leben wir nicht auf der Insel der Seligen, aber bei uns passiert schon relativ wenig. Der Grund ist: Die Vereine sind alle sehr eng beieinander. Jeder kennt jeden, auch durch die Hallenstadtmeisterschaften. Viele sind auch schon mal vom einen Verein zum anderen gewechselt. Schlimm ist es nicht bei den Senioren. Was uns Probleme macht, ist der mangelnde Respekt der Eltern im Jugendfußball.

 

Was macht es den Jungschiedsrichter so schwierig?

 

Kauertz: Es existiert das Problem, dass manche Eltern ihren Sohn schon als den nächsten Bundesligaspieler sehen und die jüngeren Kollegen bei D- oder C-Jugendspielen drastisch beschimpfen. Und dadurch geht natürlich auch der ein oder andere Schiedsrichter verloren, den wir sonst im Seniorenfußball gesehen hätten.

 

Wie werden Sie persönlich als Spielleiter behandelt?

 

Sorgatz: Es hat sich in den letzten Jahren radikal verändert. Man ist mittlerweile nur noch das fünfte Rad am Wagen. Die Wertschätzung für denjenigen, der vorbei kommt und das Spiel leitet, ist in den letzten Jahren so tief gesunken, wie ich es noch nie erlebt habe.

 

Brockhoff: Ja, leider wird man inzwischen nur noch als Beiwerk gesehen. Sie kriegen bei manchen Vereinen in der Halbzeitpause nicht mal mehr ein Wasser. Ich habe mittlerweile meine eigene Wasserflasche dabei. Das war früher undenkbar. Ich habe ganz andere Zeiten erlebt. Damals habe ich mal ein Spiel gepfiffen: 1. FC Kleve gegen 1. FC Mönchengladbach. Da bin ich zwei Tage nicht nach Hause gekommen. Da war Halligalli.

 

Wie sieht es heutzutage aus?

 

Brockhoff: Ich habe vor kurzer Zeit ein BJugend- Qualifikationsspiel gepfiffen. Das war in einem Krefelder Vorort, dem man nachsagt, dass da die besser erzogenen Kinder wohnen. Sie werden es nicht glauben, es war viertel nach zwölf. Die hatten alle Bierpullen in der Hand und nach 20 Minuten musste ich das Spiel unterbrechen, weil ich angepöbelt wurde. Ich habe den Störern dann gesagt: „Stopp! So geht das nicht weiter, sonst fahre ich nach Hause.“ Um so ruhig zu reagieren, muss man aber schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

 

Gärtner: Dass der Schiedsrichter inzwischen regelrecht übersehen wird, ist schon erkannt worden. Das ist auch Inhalt des DFB-Masterplans „Schiedsrichter 3000 plus“. Wir haben aber auch eine Meinungsumfrage gemacht. Das wichtigste Ergebnis: Der Schiedsrichter ist sehr gerne Schiedsrichter. Jetzt geht es darum, dass er von Zuschauern und Spielern wieder mehr respektiert wird. Und vom eigenen Verein. Schiedsrichter werden vielerorts gar nicht mehr zur Weihnachtsfeier eingeladen, sie werden einfach vergessen.

 

Was kriegt man eigentlich für eine Kreisliga-A-Spiel?

 

Sorgatz: Bei uns in Essen 17 Euro plus fünf Euro Fahrgeld, weil wir nur innerstädtisch unterwegs sind. Das sieht in anderen Kreisen fahrtkostenmäßig anders aus. Wir hatten früher auch mal einen Verein aus Mülheim/Ruhr und zwei aus Hattingen dabei. Da brauchten wir aus Essen hin und zurück 40 Kilometer. Über solche Entfernungen lacht aber ein Neusser Schiedsrichter.

Gärtner: Bei uns sind es 100 Kilometer bis zur äußersten Ecke, aber das wird anders abgerechnet, nämlich 30 Cent pro gefahrenem Kilometer, plus die 17 Euro.

 

Wie lange sind Sie da insgesamt unterwegs?

 

Sorgatz: Ich hatte immer den Grundsatz, eine Stunde vorher am Ort zu sein.

 

Kauertz: Genau, das wird auch bei uns gefordert.

 

Sorgatz: Ich kenne aber auch Kollegen, die sind erst eine Viertelstunde vorher da. Ist mir letztlich egal, solange die Leistung stimmt.

 

Gärtner: Insgesamt muss man für ein Spiel vier Stunden einplanen.

 

Sorgatz: Ich bin in Essen leider so bekannt wie ein bunter Hund. Das heißt, nach dem Spiel komme ich nicht gleich weg. Es kann schon mal sein, dass ich eine Stunde nach dem Spiel noch ungeduscht bin.

 

Die Bezahlung liegt also weit unter dem Mindestlohn.

 

Sorgatz: Ja, aber darum geht‘s den allerwenigsten.

 

Gärtner: Das ist immer noch ein Hobby.

 

Kauertz: Und es ist auch immer noch ein Hobby, dem viele Jugendliche gerne nachgehen.

 

Was stört Sie am meisten, wenn Sie sich in der Freizeit das schwarze Dress überstreifen?

 

Brockhoff: Die meisten Trainer lassen jegliches pädagogisches Denken vermissen. Ihnen ist gar nicht bewusst, dass das, was sie vorleben, einen unmittelbaren Effekt auf die Mannschaft hat. Das ist kein gesellschaftliches Problem, das ist einfach ein Gruppenphänomen. Wenn einer schreit, schreien drei mit. Und die werden auch nie bestraft. Oder haben Sie schon mal einen Trainer gesehen, der ein Spiel Sperre gekriegt hat? Ich nicht.

 

Gärtner: Die Trainer sind vollkommen überfordert, weil sie keine Ausbildung haben als Trainer. Weil das kein Verein mehr finanzieren kann. Wenn wir allerdings festlegen würden, du musst ab sofort eine Trainerausbildung haben, dann würden die Vereine zerbrechen. Wir führen jetzt aber die Strafen ein. Wenn in dieser Saison ein Trainer im Seniorenbereich hinter die Bande geschickt wird, muss er auf Kreisebene 50 Euro Strafe zahlen.

 

Was versprechen Sie sich von dieser Strafe?

 

Gärtner: Wir hoffen, dass es das Bewusstsein verändert. Ich habe einen Workshop gemacht mit den Trainern unserer Kreisliga A, ein großes Thema war die Kommunikation. Wir haben dann mal 18 Trainer aus der Kreisliga A gefragt. „Wer von Ihnen hat eigentlich einen Trainerschein?“ Was glauben Sie, wieviele da einen Trainerschein hatten? Nicht einer.

 

Sorgatz: Wirklich keiner? Wir hatten dieselbe Besprechung mit 16 Vereinen bei uns im Kreis, da waren auch nur zwei dabei.

 

Gärtner: Bei uns: kein einziger, und das in der höchsten Spielklasse. Früher war es so: Bevor ich überhaupt tätig werden konnte als Trainer, musste ich – innerhalb der Trainerausbildung – einen Schiedsrichterschein machen. Heute ist ein Trainerschein aber erst ab der Oberliga erforderlich.

 

Brockhoff: Es bringt aber auch nichts, wenn ein Trainer den Schiedsrichterschein macht, aber nie selbst auf dem Platz gestanden hat. In Holland ist es möglich, Trainer und Spieler dazu zu verdonnern, dass sie Freundschaftsspiele als Schiedsrichter leiten müssen. Das wär ja vielleicht auch mal etwas für den Fußballverband Niederrhein.

 

Zusammengefasst: Wenn Trainer einmal die Perspektive des Schiedsrichters kennenlernten, würden sie Ihren Job in der Folge stärker respektieren?

 

Sorgatz: Es muss einfach viel mehr Wert auf die Kommunikation untereinander gelegt werden. Früher konnte man einem Spieler schon mal im Vorbeilaufen zurufen: „Ey du Arsch! Warum fällst du jetzt schon wieder hin? Lass et doch sein.“ Dann hat der gelacht und dann war gut. Wenn ich heute aus Versehen mal zu einem Du sage, geht der schon die Wand hoch.

 

Was wollten Sie der Trainerzunft schon immer mal sagen?

 

Sorgatz: Ein Trainer muss wissen, dass der Schiedsrichter nicht sein Feind ist. Er ist lediglich derjenige, der versucht, das Spiel zu leiten, und wir sind alle nur Menschen. Der eine hat ein bisschen weniger Stress, der andere ein bisschen mehr. Ganz wichtig ist: Wir sind keine Maschinen.

 

Gärtner: Leider sind es immer wir Schiedsrichter, die irgendwelche Workshops anschieben, weil wir etwas verändern möchten. Der Hintergrund ist, dass sich der Schiedsrichter auf dem Platz wohl fühlen möchte. Da würde ich mir viel mehr Unterstützung von den Kreisvorsitzenden wünschen. Leider sagt da aber keiner: „Wir haben das Problem auch erkannt und deshalb bieten wir Euch jetzt eine Plattform.“

 

Was könnte denn so eine Plattform sein?

 

Gärtner: Eine Plattform wäre vielleicht einfach eine Veranstaltung zum Start der Saison. Es geht darum, dass man sich in einer Phase kennenlernt, in der wir alle noch keinen Stress haben. Wenn der Spielbetrieb einmal läuft, lässt sich nichts mehr verändern.

 

Brockhoff: Jeder von uns Schiedsrichtern, die etwas länger dabei sind, könnte nach der Sommerpause zu einem Kreisliga-AVerein fahren und da einfach mal eine Stunde erzählen. Das wäre sinnvolle Prävention. Gerade jetzt, wo die Sperre nach der fünften Gelben Karte eingeführt wird, sollten die Klubs doch daran interessiert sein zu erfahren, was eine Muss-Verwarnung ist.

 

Sorgatz: Als seinerzeit die Rückpassregel eingeführt wurde, haben wir alle Vereine im Kreis angeschrieben und angeboten, bei ihnen vorbeizukommen. Wie viele haben Interesse bekundet? Genau ein Verein! Und da waren dann noch nicht einmal die Spieler dabei, sondern nur Geschäftsführer, Präsident, Trainer und der Wirt. Obwohl wir angeboten hatten, das flexibel vor oder nach dem Training zu machen.

 

Brockhoff: Der Wirt wusste nachher Bescheid.

 

Was könnte Ihnen noch helfen, um besser wahrgenommen zu werden?

 

Brockhoff: Ich kann mich immer aufregen, wenn Béla Réthy im Fernsehen nach 90 Minuten sagt: „Und heute hatten wir einen richtig guten Schiedsrichter, ich musste den nicht einmal erwähnen.“ Das mag für manches Spiel richtig sein, ist aber eigentlich völliger Quatsch. Ein Schiedsrichter kann auch gut gewesen sein, wenn er zwei Elfmeter und eine Gelb-Rote Karte gegeben hat. Das würde aber eine lokale Tageszeitung niemals erwähnen. Natürlich ist es auch unheimlich schwer, sich ein Spiel auf Kreisebene herauszupicken und zu schreiben: „Der Schiedsrichter Müller hat das aber sonderlich gut gemacht.“ Zur Wahrnehmung unseres Hobbys würde es aber natürlich beitragen.

 

Gärtner: Wir haben natürlich auch schon darüber nachgedacht, eine regelmäßige Plattform einzurichten, auf der wir uns erklären und für mehr Verständnis werben können. Social Media ist da sicher ein Thema. Wir stoßen da innerhalb unseres Ehrenamtes aber einfach auch an ganz natürliche Grenzen. Die Schiedsrichterei ist nicht unser Hauptberuf.

 

Wir danken Ihnen für dieses Gespräch.

 

15.02.2013 WDR Videotext

01/2013 Veröffentlichung

Was muss eigentlich noch passieren?

Der DFB hat 76.000 Schiedsrichter, die die vielen Fußballspiele an jedem Wochenende erst ermöglichen. Obwohl pro Jahr ca. 8.000 neue SR hinzukommen, ist die Gesamtzahl in den vergangenen 6 Jahren um knapp 5000 Unparteiische gesunken. Warum geben Menschen ihr liebgewonnenes Hobby auf? Gibt es eine solche Fluktuation im Tennis? Im Eishockey?

 

Was ist passiert?

Erneut schlugen – im wahrsten Sinne des Wortes – diejenigen zu, die aus einer Freizeitbeschäftigung einen Akt der Gewalt machten.

Bei der Endrunde der Krefelder Hallenstadtmeisterschaft attackierte der Spieler Zafer Kandemir von Anadolu Türkspor Krefeld den SR durch einen Sprung in den Rücken sowie einen heftigen Faustschlag in den Nacken.

Auslöser war, beim Spielstand von 2:0 für (!!!) Anadolu Türkspor, ein angeblich übersehenes Foulspiel im Mittelfeld wenige Sekunden vor Schluss. Daraus meinte der Spieler Zafer Kandemir von Anadolu Türkspor das Recht ableiten zu

dürfen, dem SR „Was pfeifst du da, du Spinner?“ an den Kopf zu werfen. Als er dann hierfür den zwingend vorgeschriebenen Feldverweis als Quittung erhielt, war für Zafer Kandemir die Zeit der Worte vorbei und beging gegen den SR nichts anderes als

Körperverletzung (§823 BGB: „äußerer Eingriff in die körperliche Unversehrtheit“). Im Anschluss daran musste der SR durch herbeigeeilte SR-Kollegen vor weiteren Angriffen geschützt werden. Auch die Offiziellen von Anadolu Türkspor, Trainer Murat Akova und Co-Trainer Erdal Yilmaz, beschimpften und bedrohten (u.a. „Ich hau dir auf die Fresse“) den SR lautstark auf das Übelste.Da von dem ausrichtenden Verein, Unmutspor Krefeld, weder Ordner noch ein anderer Schutz gestellt wurde, konnten sich die SR nur durch den Gang in die Kabine in Sicherheit bringen. Der SR ist, aufgrund der erlittenen Verletzungen, arbeitsunfähig. Weder Spieler noch der Verein Anadolu Türkspor haben bis heute Kontakt zum Kreisschiedsrichter-Ausschuß aufgenommen. Niemand hat sich erkundigt, wie es dem SR geht.

 

Reue?? Entschuldigungen? Fehlanzeige !!!

Schönes Hobby ???

 

Was wird nun passieren?

Die Spruchkammer wird hoffentlich (wie in der Vergangenheit wiederholt geschehen) ein Strafmaß gegen die Täter (die Bezeichnung „Sportler“ ist hier schlichtweg unpassend) verhängen, das bis an die Grenzen des Regelwerks geht. Nachdem die Strafe abgesessen ist, werden diese Spieler, Trainer etc. bei demselben oder einem anderen Verein wieder auf unseren Fußballfeldern erscheinen. In manchen Fällen bemühen sich Vereine sogar um bestimmte Spieler, da diese doch „in der

Regel für 10-15 Tore pro Saison“ gut sind oder „Leitfiguren“ darstellen. Hier sind die Vereine gefordert. Spieler, Trainer oder andere Beteiligte unseres doch insgesamt so schönen Fußballs, die einen SR attackieren, haben das Recht verwirkt, jemals wieder auf unseren Fußballplätzen ihr Unwesen zu stiften. Ohne den dieses Hobby ausübenden Personen zu Nahe treten zu wollen, fallen dem Verfasser als gangbare Alternativen sofort „Angeln“ oder „Trompete spielen“ ein. Jedenfalls kein Mannschaftssport und auf keinen Fall Fußball. Die Vereine sind zu einem Bekenntnis aufgefordert, Personen, die SR attackiert haben, in ihren Vereinen kein Zuhause mehr zu bieten. Warum nicht einen Passus in den Anmeldeantrag aufnehmen, in dem abgefragt wird, ob man jemals wegen Angriffen auf SR gesperrt war. Auch die mit der Anmeldung verbundene Verpflichtung zum sportlich fairen Verhalten gegenüber SR (und Gegnern) würde zumindest ein Zeichen nach Außen darstellen. Der Hinweis, dass bei Nichteinhaltung die von der Spruchkammer verhängten Geldstrafen von diesem Mitglied zutragen sind, wäre ebenfalls zu empfehlen. Die Idee, solche Täter, zusätzlich zur Strafe, einen SR-Lehrgang machen zu lassen, damit diese die Situation aus einem anderen Blickwinkel sehen und dann umdenken, ist widersinnig. Werden Bankräuber zu einer Banklehre verdonnert, damit sie mal sehen, wie es ist, wenn man überfallen wird?

 

Grundsätzliches:

Gewalt gegen andere Menschen ist nicht zu tolerieren. Hierfür gibt es überhaupt keine Rechtfertigung. Und schon gar nicht ein angeblich nicht gepfiffenes Foulspiel! Wir müssen auch endlich damit aufhören, nach solchen Vorkommnissen immerzu jedem „die Hand reichen“ zu wollen; beseelt in der Hoffnung, dass dann – zumindest eine Zeitlang – wieder Ruhe herrscht.

Gewalt gegen andere hat immer mit einer Grundeinstellung anderen Menschen gegenüber zu tun. Hier fehlen jeglicher Respekt und soziales Verhalten. Als Ventil für irgendwelche aufgestauten Aggressionen dienen dann SR auf den Fußballplätzen, „weil doch die Emotionen dazugehören“. Ja, auch wir SR sind der Meinung, dass Emotionen zu einem Fußballspiel dazugehören.

Emotionen sind aber etwas ganz anderes als einem SR ins Gesicht zu schlagen, in den Rücken zu springen, anzuspucken, aufs Übelste zu beleidigen, Betrug (Straftatbestand !!) vorzuwerfen usw.

Was machen wir SR falsch?

Abgesehen von der Tatsache, dass jeder (!!!) SR in jedem (!!!) Spiel Fehler macht, haben wir es zugelassen, dass verbale Attacken inzwischen als Normalität dazugehören. SR lassen sich auf dem Sportplatz Dinge an den Kopf werfen, die im normalen Leben in vielen Fällen eine Anzeige zur Folge haben würden. Leider schulen wir sogar unsere jungen SR inzwischen in diese Richtung („Nicht alles hören, aber alles sehen“). Wir dürfen uns also ein kleines Stück an die eigene Nase packen.

 

Wichtig in diesem Zusammenhang sind zwei Punkte:

Auch wenn der oder die Täter in diesem Fall Türken oder Menschen mit türkischen Wurzeln waren, ist dies nicht (!!!) typisch. Sehr viele Türken waren und sind entsetzt über die Vorgänge vom vergangenen Wochenende. Die Begriffe „Scham“ und „Wut“ fallen in diesem Zusammenhang des Öfteren Es ist aber auf der anderen Seite auch nicht (!!!) ausländerfeindlich, wenn man die Tatsache

beim Namen nennt, dass mit Abstand die meisten Angriffe auf SR von Türken oder Menschen mit türkischen Wurzeln begangen werden. Wir bekommen diese schlimmen Erlebnisse nur dann in den Griff, wenn wir ohne Scham und Angst die Wahrheiten beim Namen nennen. Ansonsten ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Rheinische Post irgendwann von schlimmsten Verletzungen bis zum Todesfall, wie in Holland vor wenigen Wochen passiert, unter unseren SR berichten muss. Spätestens dann sind alle richtig betroffen, fordern gemeinsam ein Umdenken und geloben Besserung. Sicherlic h gibt es dann auch einen tollen Maßnahmenkatalog.

 

Um somit die Eingangsfrage „Was muss eigentlich noch passieren? zu beantworten: Nichts !!! Die Grenze ist längst überschritten.

Wer einen Menschen auf unseren Sportplätzen schlägt, hat sein Recht auf diesen Sport verwirkt. Wenn es die Gesetze nicht hergeben, hilft nur das klare Bekenntnis und entsprechende Verhalten der Vereine.

 

Verfasser:

Thomas Kirches, Schiedsrichter Kreis 6 und SR-Beobachter (Oberliga, Regionalliga sowie DFB A- und B-Jugend Bundesliga)

04/2006 Artikel Rheinische Post

Zoff um den zwölften Mann

 

Standpunkte Er steht beim Fußball häufiger in der Kritik als Mannschaft oder

Trainer: Schiedsrichter sind allein gegen 22 Mann ­ und gegen die Zuschauer.

Doch Gewaltanwendung, wie bei einem Jugendspiel in Krefeld, gegen den Mann an der Pfeife ist tabu ­ sollte man meinen.

 

"Es gleicht sich eh wieder aus"

von rainer engel

Fußball ist eine emotionale Sportart. Fans am Spielfeldrand gehören genauso dazu wie der Torwart auf dem Platz. Und als Fan leidet man mit seinem Team, in meinem Fall ist das der KFC Uerdingen. Wenn wir verlieren, habe auch ich schlechte Laune.

Schlimm ist es aber, wenn derjenige auf dem Platz mit einer Pfeife in der Hand auch tatsächlich eine ist und wir deshalb verlieren. Da geht mir als Fan schon manches Mal der Hut hoch, wenn er zum Beispiel eine klare Abseitsposition nicht erkennt und daraus ein Gegentor fällt. Oder, wie im Spiel gegen Kleve, er den Schu-Wi vom Platz stellt, obwohl ich keine Tätlichkeit gesehen habe.

Und klar ist auch, dass in so einem Fall der Schiedsrichter dann der Buhmann ist, über den ich mich aufrege. Das kann auch schon mal lautstark sein, aber das gehört dazu. Und das muss ein Schiedsrichter auch abkönnen.

Als Fan sieht man das Spiel seiner Mannschaft durch eine andere Brille als ein rein objektiver Zuschauer. Dass ich in einem Fall, wenn der Schiri gegen uns entscheidet, am liebsten aufspringen möchte, aufs Spielfeld rennen und dem Mann, der da gerade so einen Blödsinn macht, mal ordentlich die Meinung geigen will, macht auch den Reiz am Fußball aus.

Wohlgemerkt: Das kann ich zwar denken, aber machen natürlich nicht. Und ohne Schiri ­ und das sollte auch dem größten Meckerfritzen klar sein ­ geht es nun mal auch nicht.

Dass auch einem Schiedsrichter Fehler passieren, ist natürlich allzu menschlich, ist mir als Fan in diesem Moment aber völlig egal. Schließlich will ich, dass meine Mannschaft gewinnt. Bewusst ist mir schon, dass sich im Laufe der Zeit unterm Strich die Summen der Fehlentscheidungen irgendwie wieder ausgleichen. Und dass ein Schiedsrichter vorsätzlich gegen eine Mannschaft entscheidet, kommt auch nicht vor. Oder besser: Es sollte nicht vorkommen. Der DFB kann davon ja zurzeit ein Lied singen\x0f.\x0e.\x0e.

 

 

"Ja, auch wir machen Fehler"

von thomas kirches

Der beste Schiedsrichter sieht alles, überhört vieles, ist immer auf Ballhöhe, fällt niemals auf Schwalben rein und pfeift nie einen Vorteil ab.

Leider ist dieser "beste Schiedsrichter" noch nie mit einer Pfeife im Mund auf dem Sportplatz gesehen worden. In der Regel trifft man ihn nur als Spieler, Trainer, Betreuer oder Zuschauer an. Warum ist es dann für uns "Fehlbare" das schönste Hobby der Welt?

Es macht Spaß. Viele tausend Spiele bestärken uns in dieser Meinung. Leider gibt es auch Ereignisse, die alles andere als schön sind. In diesen Spielen werden Schiedsrichter als Ventil für aufgestauten Frust missbraucht. Welche Schiedsrichter-Entscheidung oder welcher Spielausgang rechtfertigt es, einen Mann, der am Wochenende ein Fußballspiel leitet, aufs Übelste zu beschimpfen, zu schlagen, zu bespucken oder zu treten. Auch Krankenhausaufenthalte und Gerichtsverfahren wegen Körperverletzung waren hier schon das Resultat von Amateur(!)-Fußballspielen.

Ja, wir machen Fehler ­ und zwar jeder Schiri in jedem Spiel!

Es ist nur irre, dass man einem Stürmer, der eine Torchance vergibt, zuruft, er solle immer weitermachen. Entscheidet aber der Schiri auf Einwurf für die falsche Mannschaft, so unterstellt man Absicht und spricht schnell von "Betrug". Ein Spieler, der einen schlechten Tag hat, wird vom Trainer ausgewechselt. Was soll der Schiri machen, wenn er nach kurzer Zeit feststellt, dass er heute irgendwie daneben liegt? Nach Hause gehen und das Spiel auf nächsten Sonntag verschieben? Wenn wir erreichen, dass der Mann in Schwarz als normaler Sportler mit Fehlern akzeptiert wird, ist ein großer Schritt Richtung notwendigem Respekt getan. Wir sind gerne Schiedsrichter und können es jedem Fußballbegeisterten empfehlen. Es macht Spaß, bildet die Persönlichkeit ­ und nebenbei hat man zu allen Bundesligaspielen freien Eintritt. Der nächste Lehrgang startet bald. Vielleicht treffen wir so doch eines Tages den "besten Schiedsrichter" mit der Pfeife auf dem Platz.

 

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